Vom Saros-Zyklus bis zum Finsternisgrad. Ein Guide zu starken und schwachen Eklipsen
Mondfinsternis- Finsternisse treten bei Neu- und Vollmond auf, wenn Sonne, Mond und Erde auf der Ekliptik – also dem scheinbaren Pfad der Sonne um die Erde – in einer Linie stehen. Diese Lunation ist aufgrund der Nähe zu den Mondknoten eine totale Mondfinsternis. Bei den Mondfinsternissen unterscheidet man, abhängig vom Orbis zwischen Mond und Mondknotenachse sowie der Erdferne des Mondes, zwischen einer totalen Finsternis, einer partiellen Finsternis oder einer Halbschatten-Finsternis (auch penumbrale Eklipse genannt).
Totale Mondfinsternis
Bei der totalen Verfinsterung des Mondes läuft der Mond in eine Position, bei der er in einer Linie mit Sonne und Erde steht. Die Erde steht vor dem Mond, so dass ihn das Sonnenlicht nicht mehr erhellen kann. Er wird vom Schatten der Erde verfinstert. Eine totale Mondfinsternis tritt nur auf, wenn der Orbis zwischen Mond und Mondknotenachse nicht größer ist als 6° bei Erdnähe bzw. 3°34’ bei Erdferne.

Bei Neumond, wenn das Licht der Sonne abgeschwächt wird, kommt es zu einer Sonnenfinsternis; bei Vollmond, wenn das Licht des Mondes abgeschwächt wird, zu einer Mondfinsternis. Für eine detaillierte Beschreibung, wie der Finsterniszyklus funktioniert, wirf bitte einen Blick ins Glossar.
Finsternisse stellen oft wichtige Wendepunkte dar und können als Katalysatoren für Veränderungen dienen. Sie bringen unerwartete Ereignisse oder Enden sowie neue Anfänge in dem (oder den) astrologischen Haus/Häusern, die aktiviert werden, oder in Bezug auf Planeten, die von der Finsternis aspektiert sind.
Symbolisch gesehen kann eine Blockade des „Lichts des Bewusstseins“ Dich mit den Inhalten Deines Unbewussten in Kontakt bringen – sowohl auf persönlicher als auch auf kollektiver Ebene. Verborgenes kann an die Oberfläche kommen, und Du erkennst vielleicht Gewohnheiten oder karmische Muster, die Du loslassen solltest. Deine Intuition und Deine Einsichten können sich verstärken; daher ist dies eine gute Zeit, um zu meditieren und Dir Rat zu holen.
Liegt eine Finsternis nahe am nördlichen Mondknoten, kann es zu einem bedeutenden Neubeginn kommen oder zu Einsichten in künftige Möglichkeiten und Chancen für Wachstum und Veränderung – auch wenn Du Dich dabei eventuell verwirrt fühlst. Liegt sie jedoch nahe am südlichen Mondknoten, kannst Du Verluste oder einen Energieschwund erfahren. Das ist eine gute Zeit, um freiwillig loszulassen, was Du nicht mehr brauchst, schlechte Gewohnheiten abzulegen, Projekte zu beenden usw. Üblicherweise ist es nicht ratsam, bei einer Finsternis am südlichen Mondknoten etwas Neues zu starten, aber beim darauffolgenden Neumond kann dann ein Neuanfang kommen.
Wenn eine Finsternis einen bestimmten Bereich Deines Horoskops berührt, kann ihre Wirkung etwa sechs Monate anhalten. Sie wird in dieser Zeit durch Transite zum gleichen Punkt reaktiviert. Dabei solltest Du einen Orbis von 2 Grad zulassen – für Transite zu Deiner Sonne, Deinem Mond oder Deinem Horoskopherrscher darf es auch mehr sein. Finsternisse haben meist nur dann einen starken Einfluss, wenn sie sensible Stellen Deines Horoskops berühren, und sie wirken am stärksten, wenn Du sie an Deinem Wohnort tatsächlich sehen kannst.
In diesem Jahr findet der Finsterniszyklus auf der Fische/Jungfrau-Achse, mit dem nördlichen Mondknoten in den Fischen und dem südlichen Mondknoten in der Jungfrau. Dieser Zyklus begann am 11. Januar 2025 und läuft noch bis zum 27. Juli 2026, wenn der „wahre“ nördliche Mondknoten in den Wassermann wechselt. Es gibt noch eine letzte partielle Sonnenfinsternis aus dem vorherigen Zyklus im Widder (im März), doch bis dahin haben sich die Knoten bereits verschoben.
Die Finsternisse 2025 sind
- Totale Mondfinsternis am 14. März auf 23°56′ Jungfrau
- Partielle Sonnenfinsternis am 29. März auf 9°00′ Widder
- Totale Mondfinsternis am 7. September auf 15°22′ Fische
- Partielle Sonnenfinsternis am 21. September auf 29°05′ Jungfrau
Totale Mondfinsternis am 14. März auf 23°56′ Jungfrau
Mit den Mondknoten in Fische und Jungfrau verlagert sich der Fokus von äußerem Handeln hin zu innerer Kontemplation, Gefühlen und Empathie. Möglicherweise treten mehr Themen rund um Wasser, Ozeane und Schifffahrt, Drogen, Pharmazeutika und Gesundheitswesen sowie alle Arten von Sucht und Eskapismus auf.
Der nördliche Mondknoten in den Fischen betont Spiritualität, Mitgefühl, Intuition und Vorstellungskraft, kann aber auch für Verwirrung und Chaos sorgen. Du könntest mehr Zeit mit spirituellen Praktiken verbringen, Deine Kreativität ausleben oder in Tagträumen versinken. Deine erhöhte Sensibilität kann Dich jedoch auch anfälliger dafür machen, von den Gefühlen anderer oder von unbewussten kollektiven Strömungen überwältigt zu werden.
Der südliche Mondknoten in der Jungfrau schwächt die Betonung auf Detailgenauigkeit und Ordnung ab, was allerdings Gesundheitsprobleme durch Ängste oder innere Anspannung auslösen könnte. Möglicherweise musst Du die Neigung loslassen, alles übermäßig zu durchdenken und zu analysieren, um Kontrolle zu erlangen, oder Dich von Schuldgefühlen verabschieden, wenn etwas nicht perfekt läuft. Vielleicht ist es auch an der Zeit, Deine Arbeitsabläufe und Deinen Alltag neu zu strukturieren.
Um konstruktiv mit diesen Energien umzugehen, solltest Du in Deinem Horoskop schauen, wo genau die Fische/Jungfrau-Achse verläuft. Dort kannst Du lernen, Kontrolle abzugeben und mehr „mit dem Fluss zu gehen“. Wenn Du weniger kritisch bist und die Dinge sich entfalten lässt, ohne sie kontrollieren zu wollen, wirst Du mehr Vertrauen und Glauben ins Leben entwickeln. Du wirst auch erkennen, dass Du nicht alles verstehen musst, um inneren Frieden zu finden.
Durch das Vertrauen in Deine Intuition und das Ausloten Deines kreativen Potenzials im „Fische-Bereich“ Deines Horoskops kannst Du mehr Mitgefühl und Selbstakzeptanz erlangen. Wenn Du Deine Wahrnehmung für höhere Wahrheiten öffnest, kannst Du Einsichten in die vernetzte Natur des Lebens bekommen und akzeptieren, dass Du nicht perfekt sein musst.
Allerdings solltest Du aufpassen, dass Du Dich nicht stärker aus der Realität zurückziehst und Dir eine Fantasiewelt erschaffst. Das könnte zu Problemen mit Drogen und Alkohol führen oder zu einer Neigung, ausweichend oder täuschend zu agieren. Es ist daher wichtig, das „Jungfrau-Talent“ für Unterscheidungsvermögen und Bodenhaftung zu bewahren, ohne sich daran zu verbeißen. Wenn Du mit beiden Füßen am Boden bleibst und gesunde Grenzen setzt, kannst Du das kreative Potenzial dieser Phase bestmöglich nutzen und gleichzeitig besser auf Deine Gesundheit achten.
Saros 123
Mondfinsternis am 14. März ist ein Vollmond in der 23°56’ Jungfrau, eine Mondfinsternis, bei der die Sonne (in Konjunktion mit Saturn-Neptun) und der nördliche Mondknoten in den Fischen dem Mond in Jungfrau (in Konjunktion mit dem südlichen Mondknoten) gegenüberstehen. Saros 123. Die Sonne bildet ein Trigon zu Mars und ein Sextil zu Uranus, während der Mond ein Sextil zu Mars und ein Trigon zu Uranus hat. Merkur steht zusammen mit der rückläufigen Venus im Widder und beide bilden ein Sextil zu Jupiter; zudem macht Venus ein Sextil zu Pluto. Mars wiederum bildet ein Trigon zu Saturn, ein Sextil zu Uranus und ein Quadrat zu Chiron; Saturn-Neptun steht im Sextil zu Uranus.
Die Lunation verlängert den Fokus auf Fantasie und Kreativität, stellt jedoch auch einen Konflikt mit dem Bedürfnis nach praktischen Routinen und Detailgenauigkeit dar. Du könntest Dich empfindlich und nervös fühlen und stark danach streben, nützlich zu sein; zu viel kritisches Denken könnte allerdings zu Gesundheitsproblemen führen. Außerdem kann Neptun Deine Vorstellungskraft mit unbegründeten Ängsten füttern und so Dein Energielevel untergraben.
Mars fördert die Sensibilität für Deine Gefühle, und wenn Du Deiner Intuition folgst, kann Dich das mit mehr Energie versorgen. Uranus könnte befreiende Einsichten bringen, die Deinen Fokus auf etwas Erhebenderes lenken. Du kannst dann die positiven Eigenschaften der Jungfrau nutzen, um Dein Leben so zu organisieren, dass Du Deine kreativen Ziele verfolgst oder spirituelle Praktiken in Deinen Alltag integrierst.
Mit Merkur im Widder können Deine Gedanken und Deine Kommunikation schneller und direkter sein als sonst. Das Bedürfnis nach eigenständigem Denken könnte Dich jedoch in Auseinandersetzungen verwickeln. Jupiter weitet Deinen Horizont und verleiht Dir mehr Zuversicht und Optimismus für die Zukunft. Vielleicht möchtest Du jetzt in diesem Bereich Deines Horoskops etwas Neues beginnen, allerdings wird Merkur bald rückläufig, sodass Du vielleicht noch ein paar Wochen warten möchtest.

Zeitpunkt und Dauer einer Finsternis
Um mit Finsternissen astrologisch arbeiten zu können, ist es wichtig, sich zunächst über den astrologisch gültigen Zeitpunkt einer Finsternis und über die astrologische Bedeutung dieses Zeitpunktes einige Gedanken zu machen. Vergleicht man die Daten von Finsternissen in verschiedenen astrologischen und astronomischen Werken, entdeckt man teilweise beträchtliche Abweichungen bei der Uhrzeit. Die Abweichungen können bis zu 30 Zeitminuten betragen. Die Ursachen hierfür liegen in der Natur der Finsternisse; denn diese sind nicht einfach plötzlich da, sondern entwickeln sich während einer bestimmten Zeitspanne. Sie beginnen mit der ersten, kaum wahrnehmbaren Teilverfinsterung, verstärken sich dann bis zum Höhepunkt der Verfinsterung und nehmen langsam wieder ab. Dabei ist der Zeitpunkt der stärksten Verdunkelung nicht identisch mit der exakten Konjunktion oder Opposition zwischen Sonne und Mond.
Für die Erstellung eines deutbaren Finsternishoroskopes muss sich der Astrologe für eine bestimmte Uhrzeit entscheiden. Manche Astrologen benutzen die Uhrzeit der stärksten Verfinsterung, manche den Beginn der Verfinsterung und einige geben die Uhrzeit der mit einer Finsternis einhergehenden Neumond- oder Vollmondkonstellation als signifikante Zeit an. Welcher Zeitpunkt ist nun astrologisch relevant? In den meisten überlieferten astrologischen Werken wird entweder der Moment der exakten Konjunktion bzw. Opposition zwischen Sonne und Mond, oder der Zeitpunkt der größten Verfinsterung verwendet (vgl. Schierstedt, 1999).
Saros-Zyklus mit Finsternissen am Süd-Mondknoten
Der Höhepunkt eines Saros-Zyklus ist die totale Finsternis, die in engster Konjunktion mit der Mondknotenachse steht. Der gesamte Saros-Zyklus einer Mondfinsternis besteht aus ungefähr 48–49 Mondfinsternissen und umschließt einen Zeitraum von etwa 865 Jahren. Bei dieser zeitlichen Ausdehnung des Zyklus befinden wir uns bereits in historischen Dimensionen und die Auswirkungen dieses Zyklus auf ein einzelnes menschliches Leben sind daher schwer einzuschätzen. Einen noch größeren Zeitraum umfasst der Saros-Zyklus für Sonnenfinsternisse. Er besteht aus 68–75 Sonnenfinsternissen und erstreckt sich über etwa 1260 Jahre.
Für die astrologische Deutung des Saros-Zyklus liegt es nahe, einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen seinen einzelnen Gliedern zu vermuten. Da schon die zeitliche Dimension dieses Zyklus so weit in die Geschichte reicht, sollten sich vor allem Astrologen mit historischem Interesse an dessen Erforschung wagen. Für die Auswirkungen im persönlichen Leben eines Menschen und für die alltägliche astrologische Praxis hat der Saros-Zyklus nur insofern größere Bedeutung, als die Höhepunktfinsternis in der Mitte eines Saros-Zyklus besonders stark wirksam ist. Für weitere Forschungen ist in der Finsternistabelle im Link die Zugehörigkeit jeder Finsternis zu ihrem Saros-Zyklus vermerkt. Schau gern rein.
Sonnen- oder Mondfinsternis
Zunächst einmal gibt es eine grundsätzliche Unterscheidung in der Wirkung von Sonnen- und Mondfinsternissen. Sonnenfinsternisse wirken stärker und die Wirkungsdauer ist länger. Es mag sein, dass dieser Eindruck vor allem dadurch entsteht, dass Sonnenfinsternisse sehr offensichtlich sind und in der Außenwelt sichtbare Ereignisse in Form von konkreten Ergebnissen zeigen, während Mondfinsternisse mehr auf die Psyche oder das Unbewusste Einfluss nehmen. Im Vergleich zwischen Sonnen- und Mondfinsternissen macht sich prinzipiell die Verfinsterung der Sonne stärker bemerkbar, aber eine totale Mondfinsternis kann in manchen seltenen Fällen und unter ganz bestimmten Umständen stärkere Folgen als eine partielle Sonnenfinsternis nach sich ziehen.
Finsternistyp
Um die Bedeutung und Wirksamkeit einer einzelnen Finsternis einschätzen zu können, ist es ferner von Vorteil zu wissen, mit welchem Glied in der langen Kette der Finsternisse, die zu einem Saros-Zyklus gehören, wir es im konkreten Fall zu tun haben. Am wirkungsvollsten sind die totalen Finsternisse. Dies lässt sich empirisch leicht feststellen, erscheint aber schon aus dem Zusammenhang der Saros-Zyklen heraus durchaus logisch. Die totalen Finsternisse treten immer in der Mitte eines Saros-Zyklus auf und bilden dessen Zenit oder Höhepunkt. Die Kulmination eines Saros-Zyklus ist eine totale Finsternis, bei der die Konjunktion zwischen dem verfinsterten Licht und der Mondknotenachse am engsten ist. Es gilt also die einfache Regel: Je stärker die Verfinsterung, umso stärker die Wirkung.
Es gibt bei den Finsternissen aber auch zwei Sonderfälle. Die ringförmige Sonnenfinsternis ist technisch gesehen eigentlich eine totale Sonnenfinsternis. Aber durch die große Entfernung des Mondes wird die Sonnenscheibe nicht ganz abgedeckt. Die Wirkung einer ringförmigen Sonnenfinsternis ist ein wenig geringer als bei einer ‘richtigen’ totalen Verfinsterung. Die Halbschatten-Finsternis des Mondes wirkt in manchen Lebensbereichen stärker als die partielle Mondfinsternis. Warum dies so ist, konnte ich bisher nicht entschlüsseln. Denn technisch gesehen ist die Halbschatten-Finsternis die schwächste Verfinsterung des Mondes. Für die Bestimmung der Wirkungsintensität einer Finsternis müssen neben der Betrachtung des zyklischen Hintergrundes auch die übrigen Konstellationen miteinbezogen werden. Als erstes wird der Finsternisgrad bestimmt. Dies ist der Grad im Tierkreis, auf dem das verfinsterte Licht steht. Beispielsweise fand am 26. Februar 1998 eine totale Sonnenfinsternis mit der stärksten Verfinsterung der Sonne auf exakt 7°55’ Fische statt. Der Finsternisgrad liegt demnach auf 7°55’ in den Fischen.
Beim nächsten Schritt müssen alle Konstellationen näher betrachtet werden, die eine Aspektverbindung zum Finsternisgrad aufweisen. Je mehr harte Hauptaspekte (Konjunktion, Opposition, Quadrat) zu diesem Grad vorhanden sind und je exakter diese Winkelverbindungen sind, um so bedeutender und wirkungsvoller ist die Finsternis.
Dabei gibt es drei verschiedene Betrachtungsmethoden, die in die Gesamtbeurteilung einfließen: eine Abstufung nach Aspekttyp, eine Abstufung hinsichtlich des Orbis zum Finsternisgrad und eine Abstufung bezüglich der beteiligten Planeten.
Planeten, die mit dem Finsternisgrad in Konjunktion stehen, verstärken die Wirkung einer Finsternis enorm und geben durch ihre Natur auch Hinweise auf die inhaltliche Richtung der Wirkung an. Die Opposition bleibt dagegen ein wenig hinter der Konjunktion zurück.
Planeten, die in der Zeit nach einer Finsternis noch auf den Finsternisgrad zulaufen, wirken stärker und akuter als Planeten, die bereits den Finsternisgrad passiert haben. Besonders aufpassen muss man in diesem Zusammenhang bei rückläufigen Planeten, da diese noch auf den Finsternisgrad zulaufen, auch wenn sie innerhalb des Tierkreises schon nach dem Finsternisgrad stehen.
Bei der Betrachtung der Aspekte zum Finsternisgrad hängt die verstärkende Wirkung auch davon ab, welcher Planet einen Aspekt bildet. Den größten Einfluss hat dabei der Planet, der Dispositor über den Finsternisgrad ist. Dieser ist der Herrscher über das Zeichen, in das die Finsternis fällt.
Die Deutung von Finsternissen
Bei vier bis fünf Finsternissen pro Jahr und einer verwirrenden Vielfalt von Unterscheidungsmöglichkeiten (z.B. Mond- oder Sonnenfinsternisse; partielle und totale Finsternisse; sichtbare oder unsichtbare Finsternisse; Finsternisse am Nord- oder Südknoten; etc.) ist es wichtig, durch ganz klare Regeln die Bedeutung und Wirksamkeit einer Finsternis bestimmen zu können. Manche Finsternisse wirken so außergewöhnlich, dass sie bereits Jahre im Voraus wirken. Manche äußern sich so schwach, dass man fast keine spürbaren Folgen feststellen kann.
Die Technik der Deutung von Finsternissen geht auf die früheste überlieferte astrologische Publikation zu diesem Thema zurück, das zweite Buch der TETRABIBLOS von Ptolemäus. Nahezu alle Autoren, die sich nach Ptolemäus mit den Finsternissen befasst haben, bauen auf seinen Deutungsansätzen auf und ergänzen diese entsprechend ihrer eigenen Erfahrung. Zunächst einige einfache Grundregeln zur Deutung von Finsternissen:
-Sonnenfinsternisse wirken im Allgemeinen stärker und auffälliger als Mondfinsternisse. Das mag daran liegen, dass sich die Wirkung von Sonnenfinsternissen offensichtlicher und in konkreten äußeren Ereignissen zeigt.
-Je stärker die Verfinsterung, desto stärker wird die Wirkung einer Finsternis sein.
-Je mehr Planeten durch starke Aspekte zusätzlich an der Finsternis beteiligt sind, desto länger und stärker wird diese wirksam sein.
-Der wichtigste Punkt, der bei einer Finsternis beachtet werden muss, ist der Tierkreisgrad, auf dem das verfinsterte Licht (Sonne oder Mond) steht. Dieser Grad wird im Folgenden als Finsternisgrad bezeichnet.
-Für alle weitergehenden Untersuchungen muss ein vollständiges Horoskop auf die Finsternis berechnet werden. Ptolemäus schreibt, dass Hauptachsenbezüge im Horoskop einer Finsternis einen verstärkenden oder abschwächenden Einfluss haben. Die Wirkung einer Finsternis wird demnach gesteigert, sobald Planeten am Aszendenten oder am Medium Coeli stehen bzw. sich ein Aspektbezug zu einem dieser Punkte nachweisen lässt. Ein Planetenkontakt zum Deszendenten schwächt die Wirkung der Ereignisse.
Nach Ptolemäus ist die Sichtbarkeit einer Finsternis auch die Grundvoraussetzung für ihr Wirken. Befindet sich das verfinsterte Licht oder ein Planet am Deszendenten, so geht der Faktor gerade unter, verliert also an Kraft.
Die in TETRABIBLOS vorgestellten astrologischen Erkenntnisse entstammen eben der Lektüre der zu seiner Zeit vorhandenen Literatur sowie theoretischen Erwägungen und nicht den Erfahrungen einer astrologischen Praxis. Folglich dürfen wir die von ihm angeführten Methoden nicht ungeprüft übernehmen.
Finsternisse sind als astrologisches Phänomen eine Art Zwitter zwischen einer zyklischen Erscheinung und einem Horoskop. Daher ist die Deutung von Finsternissen dementsprechend vielschichtig. Neben dem zyklischen Zusammenhang werden sie beispielsweise in der Mundanastrologie auch als Einzelhoroskop betrachtet oder in der Individualastrologie in Verbindung mit Radixhoroskopen untersucht. Das wichtigste Element für ihre Deutung ist der Finsternisgrad mit den ihn begleitenden Konstellationen. |Claudia von Schierstedt
Die qualitative Wirkung von Finsternissen lässt sich mit derjenigen von Pluto vergleichen. Man könnte fast sagen, dass Finsternisse in ihrer Wirkung für die antiken und mittelalterlichen Astrologen die Funktion des damals noch unentdeckten Planeten Pluto erfüllt haben.
Im Gegensatz zu der häufig vertretenen Meinung, dass Finsternisse immer negativ seien, habe ich bei meinen Untersuchungen die Beobachtung gemacht, dass Finsternisse in erster Linie sehr kraftvoll, intensiv und transformierend wirken, und zwar im angenehmen (positiven) wie im unangenehmen (negativen) Sinne. Ebenso wie bei Pluto-Auslösungen können Ereignisse, die mit Finsternis-Konstellationen in Zusammenhang stehen, sowohl schicksalhafte Tragödien als auch große Erfolgsgeschichten sein. Beiden gemeinsam ist, dass das Pendel des Schicksals weit, oft auch extrem ausschlägt.
Ganz anders dagegen sind die Abhandlungen von Lilly einzuordnen, der von 1602 bis 1681 in England lebte. William Lilly war ein echter Praktiker. Nur was sich in der Praxis bzw. in der konkreten Prognose bewährte, wurde von ihm angewandt. In seinem Buch ANNUS TENEBROSUS (1652) beschreibt er seine Methode der Finsternisdeutung und demonstriert diese anhand mehrerer prognostischer Beispiele. Er beruft sich auch auf Ptolemäus, aber er ergänzt die Überlieferung mit erfrischend pragmatischen Deutungsmethoden.
Eine sehr interessante Abhandlung über Finsternisse wurde etwa 100 Jahre vor Lilly verfasst und stammt von Junctinus: DE SOLIS ET LUNAE ECLYPSIBUS TRACTATUS (Abhandlung über die Sonnen- und Mondfinsternisse). Junctinus lehnt sich stark an Ptolemäus an, hat jedoch leider keine Beispiele in seinem Traktat. Neben den bereits genannten Hauptquellen gibt es noch eine Reihe von Astrologen, die sich unter anderem mit Finsternissen befasst und in ihren Werken einige Hinweise zur Deutung gegeben haben. Einige dieser Bücher und Aufsätze sind im Anhang in der Literaturliste enthalten. Für Ptolemäus sind Finsternisse die wichtigste Methode, um mundanastrologische Prognosen zu erstellen. Eine Finsternis ist für ihn ein Sonderfall unter den Lunationen (Vollmond- und Neumondhoroskope). Seine Bemerkungen über Finsternisse beginnt er mit folgendem Satz: ‘Bei Sonnen- oder Mondfinsternissen … ziehen wir die Stelle des Zodiakus, bei der die Verfinsterung eintritt … in den Gesichtskreis unserer Betrachtung.’ (Tetrabiblos, Mössingen 1995, S. 99).
Die Stelle des Zodiak, bei der die Verfinsterung eintritt, ist entweder der Tierkreisgrad des Mondes bei einer Mondfinsternis, oder der Tierkreisgrad der Sonne bei einer Sonnenfinsternis. Dieser Punkt ist folglich identisch mit dem bereits erwähnten Finsternispunkt bzw. Finsternisgrad, der sich auf dem Tierkreisgrad der Konjunktion bzw. Opposition der Lichter befindet.
Sehr wichtig für die astrologische Beurteilung ist nach Ptolemäus der Herrscher der Finsternis, sprich der Herrscher über den Finsternisgrad. Dieser Herrscher ist nicht immer der Herrscher über das Tierkreiszeichen, in das der Finsternisgrad fällt. Ptolemäus nimmt als Finsternisherrscher den Almuten des Finsternisgrades. Der Almuten wird für jeden einzelnen Tierkreisgrad ermittelt und ist der Planet, der auf einem bestimmten Tierkreisgrad die meisten Würden auf sich vereinigt.
Die Frage nach der Wahl des Ortes ist einfach zu beantworten; man nimmt den Ort, für den man die Wirkung einer Finsternis bestimmen möchte, also beispielsweise die Stadt, in der man wohnt, oder die Hauptstadt eines Landes, über das man mehr wissen möchte. Die Frage der exakten Uhrzeit ist schon ein schwierigeres Kapitel. Eine Finsternis tritt nämlich nicht einfach plötzlich auf, sondern entwickelt sich über einen Zeitraum von mehreren Stunden hinweg. Deshalb streiten sich die Gelehrten um die genaue Uhrzeit, die für ein Finsternishoroskop verwendet werden sollte. Im Allgemeinen wird ein Zeitpunkt nahe der stärksten Verfinsterung verwendet. Die Abweichung kann dann nur ein paar Zeitminuten betragen. Es gibt auch Astrologen, die das Horoskop auf die stärkste Verfinsterung oder auf den Beginn der einsetzenden Verfinsterung berechnen, und Astrologen, die als Zeitpunkt das Eintreten der exakten Konjunktion zwischen Sonne und Mond, bzw. bei einer Mondfinsternis das Eintreten der exakten Opposition zwischen Sonne und Mond benutzen. Ich bevorzuge den Augenblick der stärksten Verfinsterung und berechne das Finsternishoroskop auf diesen Zeitpunkt.
Bestimmung des Finsternisherrschers
Im Folgenden ist die Ermittlung des Finsternisherrschers nach den Regeln von Ptolemäus beschrieben. Demnach ist derjenige Planet Herrscher einer Finsternis, der die meisten Würden auf dem Finsternisgrad hat. Dieser Planet wird auch Almuten genannt. Wir kennen die Tierkreiszeichen als Domizile der Planeten. Jupiter beherrscht zum Beispiel traditionell die Tierkreiszeichen Schütze und Fische. Im Zusammenhang mit Finsternissen arbeite ich übrigens ausschließlich mit den traditionellen Herrschern (z.B. Jupiter herrscht über die Fische, Saturn über den Wassermann, Mars über den Skorpion). Das Domizil ist eine wichtige Würde, aber es gibt auch noch die Würden der Erhöhung, Triplizität, Dekanate und Grenzen mit ihren jeweiligen Herrschern. Ein Planet bekommt als Herrscher des Domizils, der Erhöhung, der Triplizität, eines Dekanates oder einer Grenze eine bestimmte Anzahl von Punkten. Der Planet, der die meisten Punkte auf einem Tierkreisgrad hat, ist der Almuten. Der Triplizitätsherrscher wird in Abhängigkeit eines Tag- oder Nachthoroskopes bestimmt. Deshalb können sich unterschiedliche Almutene bei Tag und Nacht ergeben. Im Anschluss an dieses Kapitel ist eine Tabelle der Almutene für jeden Tierkreisgrad bei Tag und Nacht abgedruckt. Zuerst wird also der Almuten des Finsternisgrades bestimmt. Danach wird der Herrscher des der Finsternis folgenden Eckhauszeichens bestimmt. Ist dieser Planet mit dem Almuten des Finsternisgrades identisch, ist er Herrscher der Finsternis. Gibt es aber keinen Planeten, der gleichzeitig Herrscher der Finsternis und des Eckhauses ist, so ist der Herrscher der Finsternis wichtiger. Der andere Planet gilt dann als Nebenherrscher. Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es dann, wenn ein Planet einen sehr engen Aspektbezug zur Finsternis hat. Dann ist dieser Planet Herrscher der Finsternis.
Die Wirkung des Planeten ist am Deszendenten etwas schwächer als am Aszendenten oder MC, doch verstärkt ein Planet am Deszendenten dennoch die Wirkung der Finsternis. Auch ein Planet am IC entfaltet seine Wirkung, aber diese ist der schwächste von allen Hauptachsenkontakten.
Mundane Astrologie
Die Frage nach dem Ort einer Wirkung gehört in den mundanastrologischen Bereich. Die genaue Lokalisation der Wirkungen einer Finsternis ist eine schwierige und komplexe Angelegenheit. Es gibt keine einfache Methode und keinen technischen Kniff, womit sich dies einfach bewerkstelligen ließe.
Nach Ptolemäus sind die Wirkungen einer Finsternis vor allem dort spürbar, wo der Finsternisgrad im Aspekt zum Aszendenten, zum Mond oder zur Sonne einer Stadt (vorausgesetzt, man kennt das Horoskop der Erbauung einer Stadt), oder zum MC des Herrschers über eine Stadt (König, Regierungschef, Bürgermeister etc.) steht. Besonders wirkungsvoll ist laut Ptolemäus eine Finsternis auch dann, wenn das Tierkreiszeichen, in dem die Finsternis stattfindet, in Bezug zum betreffenden Land oder der Stadt steht, und wenn sie an dem betreffenden Ort sichtbar ist.
Astrologen wie zum Beispiel William Lilly haben mit dieser Methode auch beeindruckende Prognosen erstellen können, aber die Zuordnung der Tierkreiszeichen zu einzelnen Ländern ist insgesamt eine komplizierte und aufwendige Angelegenheit. Fast immer werden in der Mundanastrologie mehrere Techniken und Horoskope zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Findet man zum Beispiel in der astrocartographischen Darstellung einer Finsternis einen wichtigen Bezug zur Hauptstadt eines Landes, muss man zusätzlich auch das Staatshoroskop und das Horoskop des Regierungschefs und andere möglicherweise beteiligte Horoskope zusätzlich untersuchen. Erst wenn sich ein Ereignis in mehreren Horoskopen und Techniken widerspiegelt, kann man daraus eine sichere Prognose ableiten.
Quellen:
- Schierstedt, 1999,
Finsternisse astrologisch deuten.
Chiron Verlag, Tübingen. - Ptolemäus, 1995, Tetrabiblos, Mössingen.
- Lilly, W., 1997, Annus tenebrosus or the Dark Year, 1652
- Lilly, W., 1997, An Easie and familiar Method whereby to Judge the effects depending on Eclipses, 1652, Mansfield.